
Joggen ist eine trendige, zugängliche und insgesamt sichere Methode, um fit zu bleiben – aber es gibt Feinheiten. Schauen wir uns an, worin es sich von anderen Laufarten unterscheidet, für wen es geeignet ist, welche Fallstricke es birgt und wie Sie Ihren morgendlichen Lauf in eine Gewohnheit verwandeln, die das Leben tatsächlich verlängert.
Worin unterscheidet sich Joggen vom normalen Laufen?
„Jogging“ (vom Englischen jogging) bedeutet „schlurfendes Laufen“. Beim Joggen fehlt die Flugphase fast völlig: Ein Fuß stößt sich noch vom Boden ab, während der andere schon aufkommt. Der Aufprall ist weicher, und die Geschwindigkeit beträgt nur etwa einen halben Schritt mehr als schnelles Gehen. Deshalb wird Joggen oft Menschen mit wenig Trainingserfahrung oder nach einer Pause empfohlen.
Die wichtigsten Gesundheitsvorteile
Herz und Kreislauf
Leichte Ausdauerbelastung verbessert die Durchblutung der feinen Kapillaren und trainiert den Herzmuskel – besonders wichtig für Menschen mit sitzender Lebensweise.
Blutdruck unter Kontrolle
Wenn der Puls im Bereich von 120–150 Schlägen pro Minute bleibt, erweitern sich die peripheren Gefäße und ihr Widerstand sinkt – eine natürliche „Gymnastik“ für Menschen mit milder Hypertonie.
Stoffwechselbeschleunigung
Ein Anstieg von Milchsäure und Kohlendioxid während des Laufens signalisiert dem endokrinen System, mehr „Arbeits“-Hormone zu produzieren. Dadurch verbrennt der Körper Kalorien effektiver und regeneriert sich schneller.
„Glückshormone“
Bereits 10–15 Minuten nach Beginn steigt die Konzentration von Endorphinen und Serotonin – viele beschreiben einen Zustand „leichter Euphorie“, der noch eine Stunde nach dem Lauf anhält.
Gewichtskontrolle
Ein dreißigminütiger Lauf im angenehmen Tempo verbrennt zwischen 250 und 350 kcal. Ohne Stress für die Gelenke und ohne harte Diäten schaffen Sie allmählich ein Energiedefizit und nehmen ab.

Wann Joggen kontraindiziert ist
Bevor Sie die Laufschuhe schnüren, sollten Sie ärztlichen Rat einholen, wenn Sie folgende Erkrankungen haben:
- Angeborene Herzfehler;
- Durchgemachter Herzinfarkt oder Schlaganfall;
- Dauerhaft erhöhter Blutdruck über 180/110 mmHg;
- Schwerer Diabetes mellitus;
- Schwere Herzrhythmusstörungen;
- Chronische Nierenerkrankungen;
- Augenprobleme mit Gefahr einer Netzhautablösung.
Bei einem dieser Punkte sind Sportarten ohne Stoßbelastung besser geeignet: Schwimmen, Radfahren, Nordic Walking oder Wassergymnastik.
Mögliche Risiken und wie man sie minimiert
Herzüberlastung
Ein untrainierter Mensch, der den Puls plötzlich auf 180 hochtreibt, kann Schwindel und Brustschmerzen verspüren. Die einfache Faustregel: Maximalpuls = 180 minus Ihr Alter.
Belastung für die Gelenke
Die Stoßkräfte wirken auf Knie und Lendenwirbelsäule. Übergewicht verschärft das Problem – daher sollten Menschen mit Adipositas zunächst mit zügigem Gehen und Krafttraining für die Beine beginnen.
Dehydrierung
Ein Flüssigkeitsverlust von nur 2 % des Körpergewichts senkt Ausdauer und Konzentration. Tragen Sie stets eine Wasserflasche mit 300–500 ml bei sich.
Übertraining
Die Regel „plus 10 % Umfang pro Woche“ schützt vor Mikroverletzungen und Erschöpfung.
Wie Sie sich auf Ihren ersten Lauf vorbereiten
- Basis-Gesundheitscheck. Ein EKG und ein Blutbild helfen, versteckte Risiken zu erkennen.
- Die richtigen Laufschuhe. Wählen Sie ein Modell mit dämpfender Sohle und ausreichend breiter Zehenbox. Extra 30 g erscheinen wenig, aber auf tausenden Schritten summieren sie sich zu einer echten Belastung.
- Smartwatch oder Fitnessarmband mit Pulsmesser. Achten Sie auf Ihre Herzfrequenz – wenn sie außerhalb der Komfortzone liegt, gehen Sie ohne Zögern zum Gehen über.
- Strecke mit weichem Untergrund. Ein Park mit unbefestigten Wegen oder ein Stadion mit Gummibahn schont die Gelenke deutlich mehr als Beton oder Asphalt.
Technik des „sanften Schritts“
- Beugen Sie sich leicht aus den Fußgelenken nach vorne, nicht aus der Taille – so nutzen Sie die natürliche Kraft der Schwerkraft.
- Machen Sie kurze, häufige Schritte (170–180 Schritte pro Minute) statt weite Sprünge.
- Landen Sie auf dem Mittelfuß und lassen Sie die Ferse sanft die Bewegung ausrollen.
- Entspannen Sie die Schultern, beugen Sie die Ellenbogen etwa im 90°-Winkel und bewegen Sie die Arme vor und zurück – nicht diagonal.
- Atmen Sie im „Gesprächstempo“: Solange Sie einen kurzen Satz ohne Pause sprechen können, befinden Sie sich im richtigen Intensitätsbereich.
Programm „Vom Sofa zu 30 Minuten Joggen“
- Erste zwei Wochen – wechseln Sie 4 Minuten zügiges Gehen mit 1 Minute leichtem Joggen ab, insgesamt 25 Minuten.
- Wochen 3–4 – 3 Minuten Gehen, 2 Minuten Joggen, ebenfalls 25 Minuten.
- Wochen 5–6 – durchgängiges Joggen für 15 Minuten, zum Abschluss lockeres Gehen zum Abwärmen.
- Wochen 7–8 – joggen Sie 20 Minuten, gehen Sie dann 5 Minuten und fügen Sie weitere 10 Minuten Joggen hinzu, wenn Sie sich fit fühlen.
Achten Sie darauf, dass Ihr täglicher Ruhepuls allmählich sinkt – das ist ein verlässliches Zeichen steigender Ausdauer.

Häufige Fragen
Wie schnell werde ich abnehmen?
Die Geschwindigkeit des Gewichtsverlusts hängt vom Kaloriendefizit ab. Im Durchschnitt sind minus 0,5 kg pro Woche ein realistisches und gesundes Ziel.
Darf ich täglich joggen?
Für Anfänger sind 3–4 Einheiten pro Woche optimal. Erfahrene Läufer fügen leichte Regenerationstage hinzu, lassen aber stets mindestens einen vollständigen Ruhetag.
Nach dem Joggen schmerzt das Knie – was tun?
Die häufigste Ursache sind schwache Stabilisatormuskeln und ein zu schneller Trainingsaufbau. Machen Sie eine Pause, ersetzen Sie das Joggen durch Schwimmen oder ein Fahrradergometer, und stärken Sie Gesäßmuskeln sowie Quadrizeps. Wenn die Schmerzen nach ein bis zwei Wochen nicht nachlassen, suchen Sie einen Orthopäden auf.
Wissenswertes über Jogging
- Der erste „Jogger-Club“ wurde 1962 in Neuseeland gegründet. Dessen Ideengeber Arthur Lydiard prägte das Konzept der „langen langsamen Distanzen“, das heute ein Klassiker des Lauftrainings ist.
- Der Franzose Émile Pouchet schlug 1915 erstmals Einlegesohlen aus Kork zur Dämpfung vor – der Vorläufer moderner Laufschuhe mit Dämpfungssystem.
- Den Begriff „runner’s high“ prägten kalifornische Biochemie-Studenten Anfang der 1970er Jahre, als sie herausfanden, dass das Gehirn von Läufern Endorphine produziert – mit ähnlicher Wirkung wie Morphin, aber sicher.
- In Japan gibt es eine „Slow-Jogging“-Philosophie: Rentner laufen so langsam, dass sie von Fußgängern überholt werden – und dennoch verzeichnen sie einen Rekordrückgang bei Typ-2-Diabetes.
- Die NASA testete in den 1980er Jahren Jogging bei Astronauten: Es zeigte sich, dass es die Knochendichte während langer Missionen besser erhält als das Fahrradergometer.
- Der kälteste Massenlauf fand bei –52 °C in Jakutsk (Russland) statt: 500 Personen liefen symbolisch einen Kilometer, wobei die Veranstalter alle 100 Meter medizinische Stationen einrichteten.
- Parkläufe über 5 km finden mittlerweile in über 20 Ländern statt; die nördlichsten nördlich des Polarkreises in Norwegen, die südlichsten in Neuseeland.
- Langlebige Läufer (80+ Jahre) haben laut Gerontologen im Schnitt einen systolischen Blutdruck, der 15 mmHg niedriger ist als bei Altersgenossen, die ausschließlich Schach spielen.
Jogging ist ein „Rezeptfreies Heilmittel“, das bei richtiger Dosierung das Herz stärkt, die Stimmung hebt und hilft, das Gewicht unter Kontrolle zu halten. Das Erfolgsrezept ist einfach: Schrittweises Vorgehen, Pulskontrolle, saubere Technik und Respekt vor den eigenen Grenzen. Mit kluger Herangehensweise wird jeder sanfte Morgenschritt zur Quelle von Energie und Gesundheit für viele Jahre.