
Die Frage, welches Getränk stärker belebt – Tee oder Kaffee – sorgt für viele Diskussionen. Auf den ersten Blick scheint es offensichtlich, dass eine Tasse Kaffee eine stärkere Wirkung hat, da die meisten Menschen einen intensiveren Energieschub verspüren. Doch es gibt eine interessante Tatsache: Vergleicht man das trockene Rohmaterial, so ist der Koffeingehalt in Teeblättern tatsächlich höher als in Kaffeebohnen.
Warum „gewinnt“ dann in der Realität der Kaffee? Die Antwort liegt in den Feinheiten der Zubereitung, der Dosierung und der Zubereitungsmethoden, über die wir im Folgenden sprechen werden.
Koffeingehalt in Tee und Kaffee: Ein kurzer Überblick
Die durchschnittliche Koffeinmenge in einer Tasse (ca. 240 ml) Filterkaffee kann zwischen 70 und 140 mg variieren, abhängig von der Kaffeesorte, der Zubereitungsmethode und der Portionsgröße. Ein Espresso mit einem Volumen von etwa 30 ml enthält ungefähr 30–50 mg Koffein, doch aufgrund des kleinen Volumens ist die Konzentration des Stoffes pro Milliliter höher.
Schwarzer Tee (eine Standardtasse mit etwa 200–250 ml) enthält in der Regel zwischen 40 und 60 mg Koffein, während grüner Tee eine etwas geringere Konzentration haben kann – zwischen 20 und 45 mg. Allerdings hängen diese Werte stark von vielen Faktoren ab: von der Wassertemperatur und der Ziehzeit bis hin zur Teesorte und der Verarbeitung der Blätter.
Warum enthalten Teeblätter mehr Koffein pro Masse, aber Kaffee schmeckt „stärker“?
Auf den ersten Blick erscheint es paradox: Wenn der prozentuale Koffeingehalt in getrockneten Teeblättern höher ist als in Kaffeebohnen, warum belebt dann eine Tasse Kaffee meist stärker?
Der Hauptgrund liegt in den Unterschieden beim Volumen und der Zubereitungsmethode. Für eine Tasse Kaffee wird in der Regel mehr Rohmaterial (Kaffeebohnen) verwendet als die Menge an trockenem Tee, die für die Zubereitung benötigt wird. Zudem sind die Temperatur und die Dauer des Wasserkontakts mit den Kaffeebohnen normalerweise höher und länger als bei der Standardzubereitung von Tee. Dadurch wird eine größere Menge Koffein pro Portion freigesetzt.

Faktoren, die den Koffeingehalt in Getränken beeinflussen
Wassertemperatur und Zubereitungsmethode
Je höher die Wassertemperatur, desto aktiver wird Koffein aus den Blättern oder Bohnen freigesetzt. Das erklärt, warum Espresso, der unter heißem Dampfdruck zubereitet wird, oft einen höheren Koffeingehalt pro Volumeneinheit aufweist als Filterkaffee. Betrachtet man jedoch die endgültige Portion des Getränks, spielen auch die Mengen eine Rolle: Ein kleiner Espresso hat eine höhere Konzentration, während ein großer „Americano“ – trotz niedrigerer Konzentration – durch das größere Volumen eine ähnliche oder sogar höhere Gesamtmenge an Koffein enthalten kann.
Brühzeit (Kontaktzeit des Wassers mit dem Rohmaterial)
Es besteht ein direkter Zusammenhang: Je länger das Wasser mit Teeblättern oder gemahlenen Kaffeebohnen in Kontakt bleibt, desto mehr Koffein wird in das Getränk extrahiert. Wenn Tee lange aufgegossen wird (5–7 Minuten oder mehr) oder die „Ziehmethode“ verwendet wird, steigt der Koffeingehalt. Dasselbe gilt für Kaffee: Bei längerer Brühzeit in der French Press oder bei mehreren Durchläufen beim alternativen Brühen (z. B. „Pour Over“) wird die endgültige Koffeindosis höher sein.
Pflanzensorte und Anbaubedingungen
- Kaffeesorten: Arabica (Arabica) enthält im Durchschnitt weniger Koffein als Robusta (Robusta). Deshalb wird starker Kaffee oft aus einer Mischung hergestellt, die einen Anteil Robusta enthält, um eine höhere Koffeinkonzentration zu erzielen.
- Teesorten: Weißer, grüner und schwarzer Tee stammen von derselben Pflanze (Camellia sinensis), doch Unterschiede in der Verarbeitung und Fermentation beeinflussen den Koffeingehalt. Insgesamt kann schwarzer Tee etwas mehr Koffein enthalten als grüner, aber innerhalb jeder Kategorie gibt es verschiedene Sorten mit unterschiedlichen Konzentrationen.
Röstgrad der Kaffeebohnen
Es gibt das weit verbreitete Missverständnis, dass je dunkler (stärker) die Bohnen geröstet sind, desto stärker der Kaffee wird. Tatsächlich wird bei längerer Röstung ein Teil des Koffeins abgebaut, sodass bei dunkler Röstung in der Regel weniger Koffein enthalten ist als bei heller oder mittlerer Röstung. Allerdings werden Geschmack und Aroma dunkler Röstungen oft als intensiver und „bitterer“ wahrgenommen, was den subjektiven Eindruck von „Stärke“ erzeugt.
Teil des Teestrauchs und Erntemethode der Blätter
Die oberen jungen Knospen und Blätter des Teestrauchs enthalten in der Regel mehr Koffein als die größeren unteren Blätter. Teesorten und -arten, bei denen die zartesten Pflanzenteile verwendet werden (z. B. für weißen Tee oder hochwertige grüne Teesorten), zeichnen sich oft durch einen höheren Koffeingehalt aus, obwohl der Geschmack dennoch mild und delikat bleiben kann.

Paradoxien im Vergleich von Tee und Kaffee
Espresso vs. Schwarzer Tee
Überraschenderweise kann in 30 ml Espresso etwa genauso viel Koffein enthalten sein wie in 150 ml schwarzem Tee. Das bedeutet, dass eine kleine Portion Espresso denselben Energieschub liefern kann wie eine größere Tasse Tee.
Cappuccino, Latte und andere Kaffeegetränke
Verschiedene kaffeehaltige Milchgetränke – Cappuccino, Latte, Macchiato – basieren auf derselben „Kaffeegrundlage“ wie Espresso, sind jedoch mit einer erheblichen Menge Milch oder Wasser verdünnt. Daher kann der „Koffeinschub“ in einer großen Tasse Cappuccino ähnlich oder sogar schwächer sein als in normalem schwarzem Tee, obwohl das Getränkvolumen größer ist.
Instantkaffee und „Americano“
Instantkaffee enthält in der Regel weniger Koffein als frisch gebrühter Kaffee. Man kann ungefähr davon ausgehen, dass eine Standardtasse Instantkaffee (200 ml) etwa 60 mg Koffein enthält, während eine gleich große Portion Americano bis zu 100–120 mg erreichen kann. Dies hängt jedoch von der Marke des Instantkaffees und der verwendeten Pulver- oder Granulendosierung ab.
Obwohl Teeblätter im trockenen Zustand einen höheren Koffeingehalt aufweisen, enthält eine echte Tasse meist mehr Kaffee, wenn es um die tatsächliche Menge dieses belebenden Stoffes geht. Eine entscheidende Rolle spielen dabei die Mengen des Ausgangsmaterials, die Temperatur und die Brühzeit sowie die spezifischen Sorten und Verarbeitungsmethoden. Dabei sollte man nicht vergessen, dass ein und dasselbe Getränk – ob Espresso, Cappuccino oder schwarzer Tee – je nach zahlreichen Variablen sehr unterschiedliche Koffeingehalte aufweisen kann.
Um das ideale Getränk zu finden, sollte man persönliche Vorlieben, die eigene Reaktion auf Koffein und verschiedene Brühmethoden berücksichtigen. Experimentieren Sie, informieren Sie sich über Sorten, Röstgrade und Ziehzeiten – so können Sie jeden Schluck mit Genuss und Nutzen genießen.