
Die Raubplainsviscacha (Plains Viscacha) ist einer der faszinierendsten Vertreter der Chinchillafamilie, die in den südamerikanischen Pampas lebt. Diese Tiere beeindrucken durch ihre Anpassungsfähigkeit an das Leben in trockenen Steppen, ihre komplexe soziale Struktur und ihr auffälliges Aussehen.
Lebensraum und Verbreitung
Raubplainsviscachas sind weit verbreitet in den weiten Graslandschaften (Pampas) Argentiniens und kommen auch in angrenzenden Regionen Boliviens und Paraguays vor. Sie bevorzugen trockene, offene Landschaften, in denen sie sich frei auf Nahrungssuche bewegen können. Diese Nagetiere sind äußerst soziale Wesen und leben in großen Kolonien, die unterirdische Bauten – sogenannte „Städte“ – errichten, die beträchtliche Flächen einnehmen können.
Aussehen und Größe
Die Raubplainsviscacha ähnelt äußerlich einem kleinen Kaninchen mit langen Vibrissen und einem buschigen Schwanz. Sie hat gut entwickelte Hinterbeine, die es ihr ermöglichen, sich schnell in unebenem Gelände zu bewegen. Das Fell ist normalerweise graubraun oder gelblich-beige, was den Viscachas hilft, sich in den offenen Graslandschaften zu tarnen.
- Größe und Geschlechtsdimorphismus. Eine ausgewachsene Raubplainsviscacha kann bis zu 6 kg wiegen und ist damit eine der größten Arten ihrer Familie. Männchen sind deutlich größer als Weibchen, und innerhalb einer Kolonie können mehrere Weibchen zusammen mit einem großen dominanten Männchen leben.
- Markante „Schnurrhaare“ bei Männchen. Ein interessantes Detail im Erscheinungsbild männlicher Raubplainsviscachas sind die schwarzen, kontrastreichen Schnurrhaare und steifen Koteletten, die besonders vor dem helleren Fell des Gesichts auffallen. Diese Schnurrhaare verleihen den Viscachas nicht nur ein markantes Aussehen, sondern können auch als zusätzliches Kommunikationsmittel in sozialen Interaktionen dienen.
Die Kombination aus schwarzen Vibrissen, buschigem Schwanz und Fellfärbung macht die Raubplainsviscacha leicht erkennbar unter anderen Nagetieren der Chinchillafamilie.


Lebensweise und soziales Verhalten
Eine der faszinierendsten Eigenschaften dieser Tiere ist ihre komplexe soziale Struktur. Raubplainsviscachas bilden große Kolonien, die aus mehreren Dutzend Individuen bestehen können. Sie bauen weitläufige unterirdische Tunnel- und Bau-Systeme, die Schutz vor Raubtieren und ungünstigen Wetterbedingungen bieten.
- Die Baue bestehen aus zahlreichen Kammern zum Ausruhen und zur Lagerung von Nahrung.
- Innerhalb der Kolonie zeigt das dominante Männchen eine hohe Aktivität beim Schutz des Territoriums, indem es Konkurrenten abschreckt und die Weibchen beschützt.
- In der Gruppe pflegen Viscachas eine Art „gutes Nachbarschaftsverhältnis“: Die Tiere putzen sich oft gegenseitig das Fell und bewachen gemeinsam den Nachwuchs.
Ernährung
Viscachas sind pflanzenfressende Nagetiere, deren Ernährung hauptsächlich aus Gräsern, Samen, Blättern und Wurzeln besteht. Dank ihrer Fähigkeit, harte und trockene Pflanzen zu fressen, können diese Tiere lange Zeit ohne Wasser auskommen, indem sie ausreichend Feuchtigkeit aus der Nahrung gewinnen. In trockenen Gebieten siedeln sie sich jedoch bevorzugt in der Nähe saisonaler Wasserquellen oder ausgetrockneter Flussbetten an.
Fortpflanzung
Die Fortpflanzung bei Raubplainsviscachas erfolgt in der Regel ein- bis zweimal im Jahr. Nach einer relativ kurzen Tragzeit (ca. 140 Tage) bringt das Weibchen ein oder zwei Jungtiere zur Welt. Neugeborene Viscachas kommen mit gut entwickeltem Fell zur Welt und können ihrer Mutter fast sofort folgen. Dennoch verbringen sie die ersten Wochen in den Bauen, um den Kontakt mit Raubtieren zu vermeiden.

Interessante Fakten
- Soziale „Städte“. Die Bau-Systeme der Raubplainsviscachas können so weitläufig und gut verstärkt sein, dass sie laut Beobachtungen von anderen Tierarten (z. B. Gürteltiere) als Zuflucht genutzt wurden.
- Unglaubliche Zahnkraft. Wie viele Nagetiere besitzen Viscachas starke Schneidezähne, die ihr ganzes Leben lang wachsen. Das ermöglicht ihnen, selbst harte Pflanzenstängel zu zerkauen.
- Schädlinge oder Retter? Landwirtschaftliche Flächen leiden oft unter den Grabarbeiten der Viscachas, weshalb Landwirte sie als Schädlinge betrachten. Doch indem sie die oberste Bodenschicht aufbrechen, tragen Viscachas gleichzeitig zur natürlichen Belüftung des Bodens und zur Verbreitung von Samen bei, was der Wiederherstellung des Ökosystems hilft.